Der Spaziergang hat in der Pandemie an Aktualität gewonnen: Viele Menschen haben eine Offenheit und Neugier entwickelt, die unmittelbare Umgebung zu erkunden. Der Audiowalk «Fremd Zuhause» fügt dieser Entdeckungsreise weitere Dimensionen hinzu. Der Spaziergangsgenerator kreiert jedes Mal eine neue Route. Das Handy als Orientierungshilfe ist auch für Migrant:innen überlebenswichtig, wobei das Verirren zum Fremdsein dazugehört.
Die Erzählstimme schärft unsere Wahrnehmung: Wussten Sie, dass Sitzbänke erst mit dem Tourismus im 19. Jahrhundert aufkamen? Haben Sie sich schon einmal überlegt, dass das Spielgeräte eine Vorstellung vom «richtigen Spiel» beinhalten? Inwiefern demonstriert die Architektur von Gemeindegebäuden und Gotteshäusern Macht? Und wie lange noch wird aus jedem Brunnen Wasser fliessen?
Der Schriftsteller Usama Al Shahmani erzählt auf dem Weg zur Sitzbank, wie befremdet er anfangs war ob der Schweizer Leidenschaft für das Wandern – und wie er selber zum passionierten Wanderer wurde. Auf dem Spielplatz erinnert sich Samira El-Maawi, welche mulmigen Gefühle das Spiel «Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann» bei ihr als Kind auslöste. Beim Brunnen berichtet Asa S. Hendry von subtilen Mechanismen des Ausschlusses in einem Bündner Bergdorf. Bei der Kirche erzählt Angelika Overath von Kathedralen und Moscheen, die ihr auf Reisen Schutz bieten. Und Melinda Nadj Abonji beschreibt, wie wichtig das Fremdsein für ihre Literatur ist: Eine Einladung, die Sprache von der Last des Vertrauten zu befreien.